Wie heißt doch noch....

Blick auf Ring mit Greifenhaus

Na endlich. Wir sind auf dem Ring. Der Begriff Ring kommt von Rynek=Markt. Im Hintergrund sehe ich mein geliebtes Greifenhaus und die Elisabethkirche.

Für heute morgen ist eine Stadtführerin engagiert, die uns die Innenstadt um den Ring herum, die Dominsel und die Jahrhunderthalle zeigen und erklären wird. Unser Busfahrer erwartet uns im geheizten Bus. Wir sind dankbar. Die Temperatur wird heute nicht über vier Grad steigen, allerdings werden später Wind und Regen dazukommen. Wir fahren in Richtung Innenstadt. Wir erreichen einen Platz, den kenne ich, aber wie heißt er noch? Erst durch die Information der Stadtführerin erfahre ich, es ist der Tauentzien-Platz. Früher stand in der Mitte ein Denkmal, jetzt liegt dort ein großer Findling. Weitere Gebäude wecken Erinnerungen in mir, aber wieder benötige ich Aufklärung seitens der Reiseführerin. Dann erkenne ich auf Anhieb die immer noch modern wirkende Fassade des ehemaligen Kaufhauses Wertheim, hier bin ich zum ersten Mal auf einer Rolltreppe gefahren. In der Nähe des Ringes steigen wir aus und gehen den Rest der Strecke zu Fuß. Unterwegs kommen wir an ein paar Obdachlosen vorbei. Für mich ist das kein ungewohnter Anblick, allerdings sieht man auf dem Weg vom Bremer Hauptbahnhof bis zum Rathaus wesentlich mehr von ihnen als hier.

Dann befinde ich mich auf dem Ring! Das erste Mal füllen sich meine Augen mit Tränen. Diese Szenerie ist mir bekannt. Jetzt bin ich wieder in meinem Breslau! Die Innenstadt hat den Todeskampf der Festung Breslau relativ gut überstanden, zerstörte Gebäude wurden von der polnischen Verwaltung wieder aufgebaut. Ich stehe vor dem Greifenhaus, welches mich als Kind wegen der auf dem Dachgiebel abgebildeten Greife faszinierte. Das waren für mich geheimnisvolle Wesen aus der Sagenwelt. Dann endlich erreichen wir das Rathaus. Beim Anblick der alten, vertrauten Fassade kann ich die Tränen nicht mehr unterdrücken. Unten im Schweidnitzer Keller durfte ich mein erstes Malzbier trinken, das meine Mutter mir spendierte. Heute wäre wohl eine Cola fällig gewesen. Neben dem Rathaus entdecke ich wieder eine Kindheitserinnerung, die Staupesäule.

Dann stehen wir vor der Elisabethkirche mit den kleinen Eckhäuschen im Vordergrund, deren Namen ich als Kind auf Anhieb nennen konnte, jetzt sind sie mir entfallen. Unten an dem Turm der Elisabethkirche war ein Schild angebracht, auf dem in Wort und Bild geschildert war, wie vor vielen Jahrzehnten bei einem Unwetter die ursprüngliche Kirchturmspitze herabfiel. Glücklicherweise kam bei diesem Unglück kein Mensch zu schaden, nur eine Katze wurde erschlagen. Jedoch gerade die Tatsache mit der Katze hatte es mir angetan und jedes Mal, wenn ich mit meiner Mutter in der Stadt war, wollte ich zur Kirche, um mir dieses Schild anzusehen. Kinder setzen ihre Prioritäten anders.

Blick auf Elisbethkirche

Da steht sie in voller Größe. Meine Elisabethkirche mit den dazugehörigen beiden kleinen Häuschen, deren Namen ich sooft gehört habe und doch immer vergesse. Aber das Schild mit der herabgefallenen Kirchturmspitze und der erschlagenen Katze habe ich mir sofort angesehen. Das hatte ich nicht vergessen.

Blick auf Breslauer Rathaus

Na, da haben wir es endlich! Das Breslauer Rathaus in Frontansicht und in voller Größe und Schönheit. Und im Vordergrund steht die Staupesäule. Die jagte mir immer ein Schaudern ein. Altvordere Verbrecher und andere Delinquenten wurden herzhaft ausgepeitscht und anschließend im Käfig der Staupesäule tagelang zur Schau gestellt. ... und keine Toilette an Bord.