Bombenteppiche

Unterkunft fanden wir im Keller einer Schule. Dann ließen mich meine Eltern in der Obhut unserer Bekannten und fuhren zum Anhalter Bahnhof, um unsere Habseligkeiten abzuholen. Diesen Tag werde ich nie vergessen. Amerikanische oder englische Bomber beharkten die Stadt ununterbrochen mit Bombenteppichen. Das dauerte den ganzen Nachmittag und die ganze Nacht über. Terrorangriffe nannten die Berliner diesen Schrecken. Meine Eltern verbrachten die Apokalypse, wie ich später erfuhr, im Bunker am Anhalter Bahnhof und in großer Sorge um mich. Der Keller, in dem ich mich befand, bebte und wankte, ein Höllenlärm tobte um uns herum. Wolken aus Staub und Dreck, sowie Pulverdampf reizten uns zum Husten. Gegen morgen war es plötzlich totenstill. Es war vorbei! Alle Ausgänge waren durch Schutt versperrt. Ein paar Erwachsene räumten mit ihren Händen ein Kellerfenster frei und wir konnten alle nach draußen kriechen. Hier kam erst der Schock. Wo war das Stadtviertel geblieben, dass wir am Vortage betreten hatten. Alles war verschwunden. Von der Schule stand nur noch der Keller. Rings um uns herum nur noch rauchende Trümmer. Die Reste ein paar einzelner Häuserecken prägten das Bild. Verzweifelt dachte ich, 'wo sind meine Eltern'? Nach ein paar Stunden Umherirren standen sie plötzlich vor mir. Glücklich nahm ich sie in die Arme und das Glück blieb uns treu. Wir erwischten einen Zug Richtung Westen. Nach einer langen Fahrt und mehreren Unterbrechungen wegen angreifender Tiefflieger erreichten wir mitten in der Nacht einen Bahnhof. Ich konnte nur eine hölzerne Fußgängerbrücke erkennen, welche die Gleise verband. Wir waren in Bremervörde angelangt und hatten das Inferno hinter uns gelassen.