Hintergrund

Natürlich fällt so ein Gerät nicht vom Himmel, hier gibt's ein wenig Informationen dazu, wie und warum der Katzenselektor entstanden ist. Ich selber finde es immer sehr interessant, zu sehen, wie eine Idee entstanden ist, daher handelt diese Seite von den Tieren, Menschen und Gedanken hinter dieser Erfindung.

Die Vorgeschichte

Angefangen hat es mit Ozzy, Kira und Dagmar, ihrem Dosenöffner. Ozzy ist ein sehr scheuer Kater, der recht mäkelig mit seinem Futter ist und dieses immer in kleinen Raten vertilgt. Kira war eine Kätzin, die zwar auch verfressen war, aber auf bestimmte Gegebenheiten nicht springen mochte, wie z.B. einem Brett an der Wand. Deshalb wurde Ozzy traditionell erst auf einer Fensterbank und nach einem Umzug auf einem eigenen Brett gefüttert. Beide Katzen waren, artgerecht, Freigänger.

Leider wurde Kira dann sehr krank und war eines Tages verschwunden, vermutlich weil sie sich unter irgendeinem Gebüsch zum Sterben hingelegt hat. Nach einer Trauerperiode übernahm Dagmar, die sich bevorzugt um schwierige Tiere kümmert, die sonst keiner mehr haben mag, eine Kätzin vom Braunschweiger Katzenschutz: Kaya. Kaya war zu der Zeit stark übergewichtig, fresssüchtig, aber auch durchaus sportlich genug, um Ozzys Fressbrett zu erreichen. Das war ein Problem, denn Kaya sollte aus gesundheitlichen Gründen abnehmen, und Ozzy war bereits dünn genug. Dagmar wiederum muss tagsüber arbeiten und kann daher nicht den ganzen Tag Kaya von Ozzys Futterbrett fernhalten. Daher wandte sich Dagmar an Rammi, der schon von Kindheit an Problemlöser werden wollte, und bat ihn um eine Lösung des Problems.

Problem

Das Problem war klar: Kaya, die dicke Katze, soll Ozzy, der dünnen Katze, nicht das Futter wegfressen. Die Lösung sollte natürlich dieses Problem lösen, es waren aber noch ein paar Nebenbedingungen einzuhalten:

  1. Für den scheuen Ozzy sollte sich möglichst wenig ändern, da dieser auf Veränderungen oft mit Flucht reagiert und sich tagelang nicht mehr sehen lässt.
  2. Das Ganze sollte sich einfach und mit vorhandenen oder leicht besorgbaren Dingen bauen lassen.
  3. Sie sollte funktionieren, ohne dass menschliches Eingreifen notwendig ist.

Da zwischen den Katzen unterschieden werden soll, sind die auffallendsten Unterschiede wichtig: Ozzy ist dünn (4,5kg), grau getigert, scheu und männlich, Kaya ist dick (5,5kg), schwarz, eher aufdringlich und weiblich.

Ideen

Die Idee, Ozzys Futter in einen Kasten mit einem sehr schmalen Durchschlupf zu stecken, wurde gleich verworfen, weil der scheue Ozzy sich da kaum drauf eingelassen hätte. Ausserdem können auch dicke Katzen sich durch erstaunlich dünne Löcher quetschen, da Fett flexibel ist und erst die Knochen als begrenzender Faktor wirken, sodass das nicht einmal unbedingt funktioniert hätte.

Auch verschiedene Waagenkonstruktionen mit Federn oder Gegengewichten, bei denen sich ein Zugang bei der dicken Katze so stark neigt, dass diese nicht mehr ans Futter kommt, wurden verworfen. Zum einen hätten sich diese entweder auch beim scheuen Ozzy bewegt oder sie wären zu träge geworden, sodass Kaya sie durch ausreichende Schnelligkeit hätte übertölpeln können.

Kaya ist schwarz und Ozzy grau getigert, aber ein elektronischer Selektionsmechanismus auf der Basis ist einfach viel zu kompliziert für den Hausgebrauch.

So kam die Idee mit dem magnetisch gehaltenen Klappbrett. Es gibt auch gewisse Schnappschlosskonstruktionen, aber die sind schwerer einzuregeln und die Rückstellung geht nicht so einfach.

Die Lösung

Die schliesslich gefundene Lösung hat die folgenden Vorteile:

Nachteilig ist, dass ein starker Magnet benötigt wird, der bei den meisten vermutlich nicht einfach rumliegt (bei Rammi schon).

Rammi skizzierte Dagmar die Lösung (allerdings nicht so schön wie auf der Bauanleitungsseite) und brachte noch ein paar Hilfsmittel vorbei. Dagmar hat das Ganze dann gebaut

Erfahrungen

Ozzy ahnt noch nichts vom gefahrvollen Untergrund. Einmal, als Dagmar ihn aufs Brett setzte, hat er so stark rumgezappelt, dass das Brett ausgelöst wurde, aber da er eh gerade in einer Panikattacke war, hat er es anscheinend nicht mitbekommen. Zumindest hat er es danach wie bisher benutzt.

Kaya hat zweimal versucht, auf das Brett zu kommen, während Dagmar in der Wohnung war (und eine unbekannte Anzahl von Malen, wo keiner anwesend war). Bei diesen beiden Gelegenheiten gab es den typischen Knall, wenn das Brett wieder am Magneten ankommt, und Kaya kam ziemlich verdattert aus der Küche. Das Brett hat einen sehr nachhaltigen Eindruck auf sie gemacht. Nach zwei Wochen bei Dagmar verlief sich Kaya und wurde erst acht Wochen später völlig abgemagert (3,5kg) und heruntergekommen wiedergefunden. Nach einer Menge Päppelei wiegt Kaya zur Zeit 4,7kg, ist fresssüchtig wie eh und je, aber auf das Brett traute sie sich lange nicht drauf. Inzwischen hat aber die Fresssucht gesiegt und sie stibitzt wieder Futter bei Ozzy. Mal sehen, wann sie wieder abstürzt.
Nachtrag: die letzte Aussage ist inzwischen einige Wochen her, und seitdem hat sich Kaya nicht mehr an Ozzys Futter getraut. Ob sie nochmal abgestürzt ist (möglicherweise weil sie verunsichert und daher ungeschickt auf das Brett zu springen versuchte) oder ob die beiden Male, an denen Ozzys Futternapf ungewöhnlich sauber geleckt war, doch nicht an ihr lagen, ist leider nicht bekannt. Fazit ist auf alle Fälle, dass der Katzenselektor nachhaltig gute Wirkung zeigt.

Erwähnenswert ist auch, dass Kaya aus ihrer dicken Zeit noch eine kahlgeleckte Stelle am Bauch hat, die jetzt langsam wieder zuwächst. Dieser kahle Bauch ist recht typisch für dicke Katzen, weil sie es nicht mehr schaffen, sich am Hintern zu lecken, wenn dieser juckt. So lecken sie halt verzweifelt kurz vor dem Ziel, mit dem einzigen Erfolg, dass dort bald keine Haare mehr übrig sind.

Kayas Tierarzt, Dr. Möller, musste sie in ihrer dicken Zeit mal operieren, und wegen der dicken Fettschicht heilte die Wunde nur sehr langsam wieder zusammen, sodass sie tagelang in seiner Praxis bleiben musste. Als Kaya dann nach ihrer achtwöchigen Abwesenheit wieder anfing, ihre alte Fresssucht zu entwickeln, sagte er Dagmar, dass sie darauf achten solle, dass Kaya nicht wieder so dick wird. Als Dagmar ihm dann von ihrem "Brett" erzählte, war er völlig begeistert und wollte, dass das Brett als Patent angemeldet wird und ins Internet kommt, weil sehr viele KatzenbesitzerInnen ein ähnliches Problem haben. Nunja, ein Patent ist es jetzt nicht geworden, aber ...

Foto von Kaya

... und hier noch ein Bild von Kaya, mit der alles anfing, allerdings erst nach ihrer Rückkehr und daher gar nicht mehr dick ...

...und noch mehr Erfahrungen nach etwa einem Jahr

Inzwischen ist Kaya wieder recht moppelig, allerdings nicht wieder so dick wie zu dem Zeitpunkt, als sie erstmals bei Dagmar einzog. Sie ist immer noch verfressen und vertilgt zur Not auch Vogelfutter. Ozzys Futter ist aber sicher, denn vor dem Katzenselektor hat sie nach wie vor einen höllischen Respekt. So sitzt sie zwar häufig unten darunter und schnüffelt mit sehnsüchitigem Blick in die Höhe, zu springen allerdings traut sie sich nicht.

Vor etwa zwei Monaten ist allerdings der GAU passiert: nachdem Dagmar den Katzenselektor einem Bekannten vorgeführt hatte, sprang Ozzy auf das Brett und es klappte herunter. Eine genaue Analyse ergab, dass das verschiebbare Halteblech zu dünn war und sich bei der Vorführung vermutlich ein wenig verschoben hatte. Obwohl es dadurch mehr unter dem Magneten zum Liegen kam, bog es sich unter Last so stark durch, dass nur noch die äußerste Kante den Magneten berührte, wodurch die Haltekraft zu gering wurde. Ein Austausch gegen ein dickeres Blech hat das Problem behoben, und das Brett selektiert wieder zuverlässig zwischen dick und dünn. Die Bauanleitung wurde mit einem entsprechenden Hinweis versehen.

Last modified: Sun Jun 20 12:36:10 CEST 2004